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Hubert Unterweger

Der Drang der Selbstoptimierung: Wie viel „Tun“ ist genug?

In den letzten Jahren habe ich immer wieder meine Arbeitsweise und mich selbst hinterfragt, während ich mit meinem eigenen beruflichen Umstiegs Prozess befasst war. Mein Ziel war es, besser, schneller, produktiver zu sein – kurz: mich selbst zu optimieren. Tun, tun, tun war mein Mantra. Alles schien darauf hinzuweisen, dass Erfolg im Handeln lag. Doch heute sehe ich das anders. Es fühlt sich an, als sei der Zwang zur Selbstoptimierung eine Art „künstliche Blase“, die uns die Konsumgesellschaft als Sucht verkauft hat. Der ständige Drang, die beste Version von uns selbst zu sein, bringt oft genau das Gegenteil: innere Leere und Stress. Doch woher kommt dieser Trend zur Selbstoptimierung? Und was bringt uns wirklich weiter?

In diesem Beitrag möchte ich darüber sprechen, warum „einfach ins Tun kommen“ nicht immer die Antwort ist, und wie wichtig es ist, eine innere Verbindung zur eigenen Veränderung zu schaffen.



Warum „ins Tun kommen“ allein nicht reicht

Wenn es um echte Veränderungen im Leben geht – etwa einen Berufswechsel oder einen tiefgreifenden Wandel in der Lebensrichtung – braucht es mehr als reines Handeln. Eine wirkliche Veränderung beginnt oft im Inneren, mit der bewussten Entscheidung und Verbindung zu dem, was wir erreichen möchten. Es geht darum, in sich hineinzuhorchen und zu verstehen, warum wir diesen Schritt gehen wollen und was er uns bedeutet.

Viele von uns versuchen, die Kluft zwischen dem, was wir sind, und dem, was wir sein wollen, durch ständiges Handeln zu überbrücken. Doch ohne innere Klarheit kann das Tun leer bleiben und letztlich zu einer Quelle der Unzufriedenheit werden. Das „Einfach-machen“ ist eine wichtige Fähigkeit, doch ohne inneren Kompass bleibt es oft oberflächlich und lässt uns irgendwann orientierungslos zurück. Manchmal ist es nicht das Tempo, das zählt, sondern die Richtung.


Die innere Verbindung: Warum Veränderung Sinn und Bewusstsein braucht

Eine echte, nachhaltige Veränderung erfordert eine bewusste, innere Verbindung zu unseren Zielen. Häufig fühlen wir uns dazu gedrängt, weil die Welt es uns so vorgibt. Doch was treibt uns tatsächlich an? Sind es wirklich unsere eigenen Ziele, oder sind es die Erwartungen der Gesellschaft, die uns diese To-Do-Listen der Selbstoptimierung auferlegen?

Wenn wir die Veränderung auf einer tieferen Ebene mit uns verbinden, stellen wir uns Fragen wie:


·       Warum will ich diese Veränderung wirklich?

·       Was verspreche ich mir davon, und ist das Ziel wirklich mein eigenes?

·       Welche Werte und Bedürfnisse verbergen sich hinter diesem Wunsch?


Indem wir uns solche Fragen stellen, gewinnen wir Klarheit und schaffen eine innere Verbundenheit zu dem, was wir tun. Statt uns in einer künstlichen Blase zu verlieren, gehen wir einen Weg, der uns wirklich entspricht und uns inneren Halt gibt. So wird unser Tun zu einer bewussten Entscheidung – einem Schritt, der uns wirklich weiterbringt und sich im Einklang mit uns selbst anfühlt.


Selbstoptimierung als Sucht: Die Balance zwischen Tun und Sein

Unsere Gesellschaft vermittelt uns oft das Gefühl, dass wir nie genug sind – dass wir uns ständig verbessern und produktiver werden müssen. Dieser ständige Druck wird leicht zur Sucht und lässt wenig Raum für echtes „Sein“. Was bleibt, ist eine Leere, die wir mit mehr Konsum zu füllen versuchen, sei es durch neue Methoden, Coachings oder Selbsthilfebücher. Dabei ist das, was uns wirklich wachsen lässt, oft kein neues Produkt, sondern die Fähigkeit, innezuhalten und auf das eigene Gefühl zu hören. Um echte Orientierung zu finden, brauchen wir manchmal weniger Aktivität und mehr Reflexion. Innehalten kann uns den Raum geben, unsere eigenen Wünsche und Werte zu hören und herauszufinden, was wir wirklich brauchen.


Die Balance finden: Tun und Sein im Einklang

Selbstoptimierung kann wertvoll sein, wenn sie uns darin unterstützt, uns selbst treu zu bleiben. Doch sie wird zum Problem, wenn wir uns dabei verlieren. Der Schlüssel liegt in einer Balance: dem bewussten Wechsel zwischen aktivem Handeln und der Fähigkeit, innezuhalten und zu reflektieren. Besonders Menschen über 40 bringen eine Fülle an Lebenserfahrungen mit, die ihnen helfen können, bewusster zu sein und nicht nur mehr zu tun.

Die zentrale Frage lautet also: Müssen wir wirklich immer besser werden, oder ist es vielleicht viel wichtiger, herauszufinden, was uns im Innersten bewegt? Nur wer innehalten kann, ist auch in der Lage, sich dauerhaft weiterzuentwickeln. Selbstoptimierung bedeutet nicht, immer mehr zu leisten, sondern sich auf einen Weg einzulassen, der auch in schwierigen Zeiten Bestand hat und der wirklich von innen kommt.


Fazit: Der Drang zur Selbstoptimierung ist ein starker Antrieb. Doch in einer Welt, die uns ständig sagt, dass wir mehr tun und mehr erreichen müssen, ist es manchmal wichtiger, innezuhalten und sich zu fragen, ob das viele „Tun“ uns wirklich weiterbringt.


Hubert Unterweger

Gründer von Hubs Coaching e. U.

ACT Coach & Supervisor

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